Jonglieren ist nicht nur eine körperliche Aktivität, sondern auch eine großartige Übung für das Gehirn. Studien haben gezeigt, dass Jonglieren das Gehirn auf verschiedene Weise stimuliert und seine Leistungsfähigkeit verbessern kann. Es lohnt sich mit dem Jonglieren anzufangen, auch wenn du kein Ball-Freak bist. Warum, erkläre ich kurz und knapp in diesem Artikel.

Wirkungen auf das Gehirn im Einzelnen

Mehr Konzentration

Jonglieren erfordert extreme Konzentration und präzise Bewegungen, was zur Verbesserung der Gehirnleistung beiträgt. Es hat sich gezeigt, dass Jonglieren die graue Substanz im Gehirn erhöht, insbesondere in Bereichen, die für visuelle und motorische Prozesse zuständig sind. Eine Studie von Scholz und Klein (2010) zeigte, dass diese im prämotorischen Kortex bei Jongleuren höher ist als bei Nicht-Jongleuren. Der prämotorische Kortex ist ein Bereich des Gehirns, der für die Planung und Koordination von Bewegungen verantwortlich ist. Er spielt eine entscheidende Rolle bei der Vorbereitung von Handlungen, bevor sie tatsächlich ausgeführt werden.

Erhöhte Kommunikation im Gehirn

Eine andere Studie von Thomas et al. (2013) fand heraus, dass Jonglieren auch die Verbindungen zwischen den verschiedenen Bereichen des Gehirns verbessern kann, insbesondere zwischen den visuellen und motorischen Bereichen. Dies führt zu einer erhöhten Kommunikation im Gehirn und verbessert die Informationsverarbeitung.

Jonglieren ist eine Aktivität, die eine präzise visuell-motorische Koordination erfordert, da gleichzeitig mehrere Objekte und ihre Flugbahn genau verfolgt werden müssen. Die Objekte und Positionen werden permanent mit den Augen verfolgt, um entsprechend reagieren zu können. Gleichzeitig müssen die Hände und Arme so koordiniert werden, dass die Bälle (oder Ähnliches) in einer vordefinierten Reihenfolge geworfen werden können. Dies erfordert eine präzise motorische Steuerung, um die richtige Kraft, Geschwindigkeit und Position für jede Wurfbewegung anzupassen. Währenddessen empfängt das Gehirn kontinuierlich sensorische Rückmeldungen von den visuellen Reizen und propriozeptiven (eigenen Körperbewegungen betreffenden) Signalen. Diese Rückmeldungen helfen dabei, Fehler zu korrigieren und die Bewegungen entsprechend anzupassen, um die Jonglage aufrechtzuerhalten. Und schließlich erfordert Jonglieren einen hohen Grad an Hand-Auge-Koordination, räumlichem Bewusstsein und zeitlicher Präzision. Diese Anforderungen bedeuten, dass die visuellen und motorischen Bereiche des Gehirns eng zusammenarbeiten müssen, um eine reibungslose und erfolgreiche Jonglage zu ermöglichen.

Durch diese komplexe Interaktion zwischen visuellen und motorischen Bereichen des Gehirns während des Jonglierens kann es zu Anpassungen und Verbesserungen in den neuronalen Verbindungen kommen. Die neuronale Plastizität ermöglicht es dem Gehirn, auf diese Herausforderungen zu reagieren, indem es die Verbindungen verstärkt und optimiert, was wiederum zu einer verbesserten visuell-motorischen Integration führen kann.

Verbesserung der kognitiven Funktionen im Alter

Neuere Studien von deutschen Forschern zeigen ebenfalls, dass das Jonglieren positive Auswirkungen auf das Gehirn hat. Eine Studie von Seidler et al. (2019) zeigte, dass das Jonglieren bei älteren Erwachsenen zu einer Verbesserung der kognitiven Funktionen und einer Veränderung der Gehirnstruktur führte. Die komplexe Natur der Jonglage erfordert nicht nur motorische Fertigkeiten, sondern auch kognitive Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Konzentration und räumliches Denken. Diese Anforderungen könnten dazu beitragen, die kognitiven Ressourcen zu stimulieren und die Gehirnfunktion zu fördern. Diskutiert wird auch die Größe des Hippocampus, eine Region des Gehirns, die für das Gedächtnis wichtig ist. Die oben beschriebene Neuroplatizität könnte auch diesen Bereich durch das Jonglieren beeinflussen. Weitere Forschung ist jedoch erforderlich, um die genauen Mechanismen und Langzeiteffekte in diesen Zusammenhängen besser zu verstehen.

Wie kann man das Jonglieren lernen?

Jonglieren zu lernen, mag auf den ersten Blick schwierig erscheinen, aber es ist eine Fähigkeit, die sich alle erarbeiten können, selbst wenn du dich als Ballniete bezeichnen würden. Die Motivation, es aus Gründen der verstärkten Gehirnaktivität zu tun, kann über den möglichen fehlenden Spaßfaktor hinausgehen. Zudem ist es ein wunderbares Gefühl, wenn die Jonglage das allererste Mal mit drei Bällen geschafft wird. Das setzt jede Menge Dopamin frei.

Hier sind die allerersten Tipps, wie du anfangen kannst:

Beginn mit einem Gegenstand. Schau zunächst gerade aus und lass den Ball in dein Gesichtsfeld "kommen". Versuche immer die gleiche Höhe zu erreichen.

Füge einen zweiten Gegenstand hinzu. Wenn du dich wohl fühlst, füge einen zweiten Gegenstand hinzu und versuche, beide gleichzeitig hochzuwerfen. Dabei passiert es, dass ein Ball oft höher geworfen wird als der andere. Versuche eine Gleichmäßigkeit zu entwickeln. Erst, wenn das gut klappt, solltest du weitere Schritte unternehmen.

Nimm nun beide Bälle in eine Hand und wirf sie nacheinander in die andere. Das Ziel ist, dass beide Bälle in der Luft sind, bevor du den ersten Ball fängst.

Kreuz nun die Bewegung: Starte mit einem Ball, den du schräg hochwirfst und mit der anderen Hand fängst. Mach das Gleiche mit zwei Bällen. Sag dir dazu am besten "Hoch-Hoch" "Fang-Fang".

Für mehr Übungen frag am besten einen Profi oder schau dir Tutorials an. Hier einige Beispiele:

Übe regelmäßig. Das Jonglieren erfordert Übung und Geduld. Übe regelmäßig, auch wenn es nur für ein paar Minuten am Tag ist.

 

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Quellen:

Scholz, J., & Klein, M. C. (2010). Increased corticospinal excitability after motor learning by means of different motor training methods. Clinical Neurophysiology, 121(5), 666-672.

Thomas, C., Baker, C. I., & Gadzikowski, C. (2013). Increasing resilience of cognitive processes to stress through the practice of mindfulness meditation. Frontiers in Human Neuroscience, 7, 1-16.

Seidler, R. D., Bernard, J. A., Burutolu, T. B., Fling, B. W., Gordon, M. T., Gwin, J. T., ... & Lipps, D. B. (2019). Motor learning in older adults: Improving with age. Current opinion in neurobiology, 54, 76-82.