Kritzelst du auch oft während eines Vortrages auf deinem Blatt herum, malst die Quadrate und Buchstabenrundungen aus und zeichnest Blümchen und Muster? Ich hatte früher immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich dabei erwischt wurde. Aber jetzt kann ich sogar mit vielen Studienergebnissen aufwarten, die zeigen: Das ist eine hervorragende Form der Konzentration (habe ich früher nur nicht immer gemerkt 😊). Malen steigert zudem einfach so, auf ganz simple Art, die Gedächtnisleistung.

Hier eine Auswahl der Studienlage
  1. Erhöhung der Konzentration durch Kritzeln während des Zuhörens:
    Studie der Universität Plymouth 2009
  2. Erhöhung der Gedächtnisleistung beim Aufkritzeln der Lernwörter:
    Waterloo-Studie 2016
  3. Wirkung von Kunst auf das Gehirn:
    Studie von Anne Bolwerk und Team 2014
  4. Zeichnen als Gedächtnisstütze:
    Studie von Shaaron E. Ainsworth, Katharina Scheiter 2021
Malen verbessert die Konzentration

Was heißt das jetzt genau? Fangen wir mal mit der Konzentration an: Alle die, die z.B. während eines Telefonats auf einem Blatt herumkritzeln, können sich an 29 Prozent mehr der Informationen erinnern als die ohne kreative Leistung (Quelle 1). Das Malen aktiviert offensichtlich das Gehirn. Die Leiterin der Studie in Plymouth, Professor Andrade, kam zu dem Ergebnis, dass wir durch das Zeichnen abgehalten werden, in andere Denksituationen abzudriften. Wir bleiben im Moment und fokussieren uns dadurch besser. Also Kritzeln ausdrücklich gewünscht.

Durch Malen an doppelt so viele Vokabeln erinnern

Dabei geht es nicht um Perfektion. Selbst bei groben Formen erhöht sich die Erinnerungsrate. Das zeigt die zweite Studie, die sogenannte Waterloo-Studie. Anstatt Lernwörter aufzuschreiben, sollten die Probanden die Begriffe aufzeichnen. Und zwar innerhalb von 4 Sekunden. Die Erinnerungsquote lag bei vielen doppelt so hoch wie bei denen, die sie aufgeschrieben hatten – egal wie perfekt die Zeichnungen aussahen. Spannend dabei: Ältere Personen schnitten schlechter ab, wenn sie schrieben, hatten aber gar keinen Nachteil mehr gegenüber den jüngeren Teilnehmenden, wenn sie malten.

Die Erklärung der Leiterin Dr. Myra Fernandes: Zum einen ist für das Abspeichern durch das Zeichnen mehr Motorik und Visualisierung erforderlich als beim Schreiben und ermöglicht dadurch tiefe Erinnerungsspuren. Zum anderen muss ich mich intensiver mit einem Begriff auseinandersetzen, wie ich ihn aufs Papier bringen kann.

Sketchnotes auf den Schulplan setzen

Wir sollten unseren Kindern also nicht nur das Schreiben beibringen, sondern auch das schnelle Aufmalen trainieren, um auch schwierige Definitionen kreativ visualisieren zu können. Auch die Psychologinnen Shaaron E. Ainsworth von der University of Nottingham und Katharina Scheiter von der Universität Tübingen zeigen in ihrem Artikel (Abstract ist eine Art Zusammenfassung, hier der erste Absatz) (Quelle 4), wie stark das Malen beim Lernen hilft. Sie hatten mehr als 50 Studien zum Thema ausgewertet.

Kunst ist heilend

Und es gibt einen weiteren spannenden Punkt, der für diese Form der Kreativität spricht: Wir kommen über das Malen an unser Unterbewusstsein, können Stress lösen und Ängste abbauen. Das ist befreiend und ausgleichend. Wie genau das alles auf unser Gehirn wirkt, hat ein Forscher*innenteam um Anne Bolwerk von der Universität in Erlangen (Quelle 3) herausgefunden. Der Fokus auf das innere Selbst steigert die Stressresistenz und die Gehirnstruktur verändert sich. Es kommt zu mehr Autobahnen im Kopf. Logisch, denn Kunst ist ja ein ziemlich schöpferischer Prozess.

Fazit

Du verbesserst deine Feinmotorik, bist stärker konzentriert, trainierst aktiv dein Gehirn, kannst deine Gefühle besser ausdrücken und deinen Stress abbauen.
Und all das geht ganz ohne Mal-Gen. Selbst, wenn du nur Strichmännchen zeichnest, wirst du kreativer und flexibler im Kopf. Also keine Ausreden mehr.

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